Journalismus: Über die Meinungsfreiheit



Heute Morgen bei Facebook: Das Foto eines Politikers, darunter verschiedene Kommentare und ein User, der meint, man solle den gezeigten Mann doch am besten irgendwo entsorgen. 

Nur einige Posts weiter: Eine junge Frau die Probleme mit ihrem Handy hat. Sie fragt in einer Gruppe nach Hilfe und bekommt als Antwort, sie solle doch nicht so faul sein, sondern erst einmal Google bemühen, immerhin sei ja nicht blond und von daher auch nicht zu blöd, eine Suchmaschine zu nutzen.

Und bei Instagram: Ein ganz ähnliches Spiel. Eine hübsche Dame zeigt sich dort stolz in ihrem neuen Bikini und wird daraufhin gefragt, was sie für eine Nacht nimmt und was man mit ihr in dieser alles machen dürfe.

Drei Beispiele, die wie ein Sinnbild für unsere Zeit stehen und die deutlich machen, dass sich in unserer Gesellschaft etwas dramatisch verändert hat. „Gemeinsam sind wir stark“, das war einmal. Heut gilt, „draufhauen und den Anderen schlecht machen“. 

Was ist schon dabei? Wer in die Politik geht, der muss damit rechnen, angefeindet zu werden. Und wer die falsche Frage stellt, der bekommt natürlich auch die dazu passende und nötige, doofe Antwort. Ist doch klar. Da muss sich auch die hübsche Dame bei Instagram nicht beschweren. Wer sich so und derart freizügig zeigt, der legt es doch darauf an gesehen zu werden und der weiß, dass freche Sprüche nicht ausbleiben werden. 

Was soll also die ganze Aufregung? In Deutschland gibt es doch Meinungsfreiheit. Sie ist sogar vom Grundgesetz garantiert. Ich kann und darf sagen, was und wie ich es will. Aber ist das auch so? Kennt die Meinungsfreiheit nicht irgendwo auch Grenzen? Wie heißt es doch in einem alten Sprichwort, „wenn du nichts Gutes zu sagen hast, dann schweig still!"

Nein, Meinungsfreiheit ist wichtig und wir können stolz darauf sein, dass es sie in unserem Land gibt. Sie darf aber nicht dazu missbraucht werden, dass unter ihrem vermeidlichen Deckmantel andere Menschen angegriffen und verunglimpft werden. 

Mag sein, dass der Politiker auf dem Foto mit Kritik umgehen muss, und ich bin mir sicher, das kann er auch. Man entsorgt allerdings Müll und keine Menschen. Hier ist die Kritik nicht mehr sachlich, sondern deformierend und von daher völlig fehl am Platz. Ähnlich ist es mit der Frau und ihrem Handyproblem. Man kann sie natürlich auf Google verweisen, aber muss sie man deswegen auch beleidigen? Nein! Ja und die hübsche Dame im Bikini. Man kann darüber streiten, ob Bilder dieser Art ins Internet gehören oder nicht, aber würde sie auch in der Schwimmhalle oder im Freibad so angegangen werden? Wahrscheinlich nicht und wenn doch, könnte sie sich über den Bademeister Hilfe holen.

Aus meiner Sicht stehen hier zwei Dinge ganz klar fest:

Die Meinungsfreiheit ist kein Freifahrtschein für Beleidigungen und das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Es wird Zeit, dass wir das alle begreifen und verstehen, denn so bekommen wir mehr und mehr Probleme.

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