Ein Brief an die Mutti

 



Diese Woche beim Surfen in Facebook. Ich sehe Bilder, Fotos, Sprüche und Videos. Alles ist so wie immer. Doch dann, taucht auf einmal ein Brief vor meinen Augen auf. „Hallo Mama“, steht da, „ich habe gedacht, ich schreibe dir jetzt einfach mal. Dich im Himmel anrufen geht ja leider nicht“. Und schlagartig wird mir ganz anders ums Herz. Eine angenehme Wärme macht sich über diesem breit und ich habe ein Lächeln auf den Lippen.

Da schreibt ein erwachsener Mann an seine Mutter, denn sie fehlt ihm. Wo und wie er das macht, ist dabei völlig egal. Er tut es einfach und das alleine zählt. Er weiß aber natürlich auch, es wird Menschen geben, die mit seinen Zeilen so gar nichts anfangen können.

Sachliche und pragmatische Denker (zum Beispiel) würden einen solchen Brief nie verfassen, denn für sie steht fest, dass es den „Himmel“ nicht gibt und somit macht es aus ihrer Sicht auch keinen Sinn, an einen Menschen zu schreiben, der gar nicht mehr existiert.

Die Frage dabei ist nur: Stimmt das auch?


Eltern sterben in der Regel vor ihren Kindern. So zumindest sieht es der normale Verlauf des Lebens vor. Nur sind sie deswegen auch weg? Heißt es nicht, dass ein Mensch erst dann wirklich tot ist, wenn auch die letzte Erinnerung an ihn erloschen ist? 

Wenn das stimmt und davon bin ich überzeugt, existieren unsere Eltern auch noch weit über ihren Tod hinaus, nämlich in unseren Herzen. 

Diese Woche schrieb ich auf meinem Blog einen langen Text über die „künstliche Inteligenz“. Sie arbeitet rein sachlich und basierend auf Fakten. Für sie ist mit dem Tod alles zu Ende. Na klar. Aber für uns? Für uns ist das etwas ganz Anderes. Wir sind Menschen und zwar deswegen, weil wir Emotionen in uns tragen. Wir besitzen etwas, was wir Seele nennen. Wir können Erinnerungen nicht einfach abstellen und ganz ehrlich, das wollen wir auch gar nicht. Nein, auf gar keinen Fall.

Ja und wenn uns danach ist, können wir so auch jedem schreiben, den wir vermissen, denn es geht hierbei um uns und unsere ganz eigenen Gefühle. Wenn unser Herz danach verlangt, der Mutter im Himmel etwas zu erzählen, dann machen wir das. Jeder so wie er es gerade mag und möchte.

Trauer ist eine schwierige Sache und jeder geht anders mit ihr um. Der eine betrachtet sie rein sachlich und absolut nüchtern, der andere mit ganz viel Herz und noch mehr Seele. 

Auf der Suche nach einem liebnen Wort zum Freitag, fiel mir folgender Spruch in die Hände. „Die Musik bringt die schönsten Erinnerungen zurück“, und was soll ich sagen? Das stimmt. Wenn ich hier den alten und schweren Klänge der Bouzouki lausche und ein griechischer Sänger von Heimweh und Liebe erzählt, denn denke ich an meinen Vater und ich lächele ihm zu. Wie oft schwärmte er doch von den so tollen Texten dieser Musik und mit welch einer Freude begleitete er sie, durch ein fröhliches Schnipsen mit den Fingern. Ähnlich geht es mir bei Telly Savalas und seinem „Some broken hearts never ment“. Es war das Lieblingslied meiner Mutter und ein guter Freund schickte es ihr sogar noch in einer von ihm eigenen Karaoke-Version. Bis heute und auf ewig unvergessen.

Bleibt zuletzt nur noch die Frage, ob so emotionale Post auf Facebook gehört. Ich tue mich ehrlich gesagt oft schwer damit, wenn eine Pinnwand zum virtuellen Traueraltar und Friedhof wird. Doch das ist hier ja gar nicht der Fall. Da ist einfach nur ein lieber Mensch, der fröhlich an seine Mutter schreibt und mit seinem Brief gibt er anderen Hoffnung, denn sie wissen, sie sind mit ihren Gefühlen und Emotionen nicht alleine. So auch ich nicht.

Einen schönen Sonntag wünsche ich euch. Feiern wir an diesem unsere Eltern und/oder alte, schöne Erinnerungen die auf ewig Leben.

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