Respekt fängt schon beim Zuhören an



Liebe Leserinnen und Leser,

das heutige „Wort zum Sonntag“ möchte ich zunächst einmal mit einem „großen Dankschön“ an euch alle beginnen. Ich freue mich über jeden, der mir auf Facebook, Instagram oder in einem anderen Medium folgt. Es berührt mich jeder einzelne Kommentar und jedes liebe Worte von euch. 

Vielen, vielen Dank dafür.

Nun aber zum „Wort zum Sontag“. Dieses lautet heute folgendermaßen, nämlich: „Respekt fängt beim Zuhören an“ und dazu gibt es eine kleine Geschichte von mir, die ich immer wieder mal gerne erzähle.


Da treffen sich auf der Straße zwei ältere Damen. „Oh“, sagt die eine, „was freue ich mich, Sie zu sehen. Ich habe schon seit Tagen schon mit niemanden mehr gesprochen! Seit mein Mann tot ist, ist es sehr ruhig in meinem Leben geworden und dann diese Rückenschmerzen. Jede Bewegung tut mir weh“. Darauf antwortet die andere. „Oh das tut mir leid, aber Rückenschmerzen habe ich auch. Das liegt bei mir an diesem seltsamen Wetter. Probieren Sie mal, den Rücken mit Franzbranntwein einzureiben, das wirkt wahre Wunder. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen und bis bald“. 

Ein tolles Gespräch, oder? 

Respekt fängt beim Zuhören an, nur hört hier die eine Frau der anderen gar nicht zu. Vielleicht kann sie es nicht, möglicherweise will sie es auch nicht, aber sie geht auf das was ihr gesagt und anvertraut wird, so gar nicht ein.

„Mein Mann ist tot. In meinem Leben ist es ruhig geworden. Wie schön, Sie zu sehen und endlich mal mit jemanden zu sprechen!“. Welch eine Freude und welch ehrliche Begeisterung. Doch sie verpufft wie Staub im Sand, denn diese so emotionalen und ehrlichen Worten werden gar nicht erst gehört.

Weiter geht es mit den Rückenschmerzen: 

„Jede Bewegung tut mir weh“, sagt die eine Frau und die andere blockt ab, als wolle sie sagen, so schlimm ist das nicht. „Rückenschmerzen habe ich auch“, erwidert sie und dann folgt ein äußerst cleverer Ratschlag. „Probieren Sie den Rücken mal mit Franzbranntwein einzureiben, das wirkt wahre Wunder“. Ja, ein Wunder würde es hier wirklich brauchen, damit die besagte Medizin wirken kann, denn wer soll die Frau denn einreiben, wenn sie alleine und einsam ist? Sie sich selbst?

Was hier in dem kurzen Dialog passiert ist, dass zwei Menschen aneinander komplett vorbei reden und wenn wir ehrlich sind, dann schockiert uns das, ist es nicht so? 

Aber solche Unterhaltungen gibt in unserem Leben doch auch, oder etwa nicht?

Wenn ein Mensch uns sagt, dass er sich einsam fühlt und froh ist, mit jemanden zu sprechen zu können, dann wiegen wir doch selbst auch gerne mal ab. „Ach komm, heute rufe ich da nicht an, der redet und redet immer wie so ein Wasserfall, das kann ich mir jetzt nicht geben! Morgen ist auch ein Tag“. Ja und aus morgen wird dann übermorgen und aus dem bald ein demnächst, bis das Thema gar nicht mehr interessant ist. Vielleicht hätte der Freund aber genau jetzt einfach nur einen Zuhörer gebraucht!?

Ein Zuhörer, das ist jemand, der lauscht, der da ist, der einem unsichtbar die Hand reicht. Zuhören heißt, selbst still zu sein und den Anderen reden zu lassen. Aber oft verwechseln wir Zuhören mit dem Bestreben, ein Problem ganz schnell und einfach lösen zu wollen. Die Frau hier im Beispiel braucht keinen Franzbranntwein, sie schreit nach einer Umarmung und nach einem Menschen, der ihr einfach nur sagt: „Freu dich, denn siehe, ich bin da und bei dir“.

Also werden wir alle einmal mehr zum Zuhörer, als zum Redner und Problemlöser, denn „Respekt fängt schon beim Zuhören an“.

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