Ein Abend in einer griechischen Taverne
An diesem Montag darf ich euch wieder einmal einladen und nach Athen entführen. Unser Ziel soll eine (echt) griechische Taverne sein und ich hoffe, ihr werdet beim Lesen meiner Zeilen wunderbare und äußerst anregende Bilder im Kopf haben. Also los. Machen wir uns auf den Weg.
Wenn sich die Sonne des Abends vom Himmel senkt und die ersten Sterne beginnen, an diesem zu leuchten, erwacht Athen aus seinem Schlaf und zeigt sich von einer ganz anderen Seite, als über Tag. Hektik, Stress und Chaos sind verflogen. Milde Temperaturen und ein leichter Wind laden zu seinem Spaziergang ein. In der Luft liegt der liebliche Duft frischer Jasmin, der sich herrlich verführerisch mit den Winden der vielen Tavernen vermischt.
Wer als Tourist in Athen ist, der kann in nahezu jedem Hotel (für teures Geld) den Besuch eines griechischen Abends buchen. Mit dem Bus geht es dann irgendwo in die Vorstadt, zu einer kleinen Taverne, wo gegessen und Sirtaki getanzt wird. Hier bekommt man alles, was man sich von Griechenland so vorstellt, auch wenn das in Wahrheit nur wenig mit dem zu tun hat, was wirklich auch griechisch ist. Von daher hier und an dieser Stelle auch ganz klar mein Tipp: Finger weg davon! Besser ist, sich alleine auf den Weg zu machen und dort hinzugehen, wo auch die Griechen sind.
Im alten und ehrwürdigen Stadtteil „Psyri“ zeigt sich Athen von seiner historischen und traditionellen Seite. Vom Zentrum aus ist er in nur wenige Gehminuten entfernt und von daher leicht zu erreichen.
Die Zeit scheint hier am Anfang des letzten Jahrhunderts einfach stehengeblieben zu sein. Lediglich die vielen Straßengrafitti erinnern an die Gegewand, aber sonst ist alles wirklich noch so, wie es einst auch in den 1930er Jahren war.
Dutzende Tavernen warten auf Besucher und Touristen sieht man deutlich weniger, als beispielsweise im berühmten „Plaka“, was unterhalb der Akropolis liegt. Fremde und bisweilen sogar orientalische Musik dringt durch die Gassen.
Wir sind an unserem Ziel angekommen und öffnen vorsichtig die schwere und mächtige Tür zu einer dieser Tavernen.
Ein etwas hektischer Kellner begrüßt uns. Er mustert uns intensiv und führt uns an einen Tisch. Nun dürfen wir erstmal ankommen und durchtatmen. Eine gute Gelegenheit, um die Augen durch großen Raum wandern zu lassen und sich umzusehen.
Die recht einfachen Möbel sind allesamt aus Holz gefertigt. An den Wänden hängen alte und vergilbte Fotos. Sie zeigen berühmte Sänger und Sängerinnen, die hier entweder mal gegessen oder auch gesungen haben, vielleicht sogar beides. Dazwischen sieht man Ikonen und alten Ketten, Kompolois, die ich auf meinem Blog in einem Artikel auch schon gesondert und erklärt und beschrieben habe.
Im hinteren Bereich der Taverne befindet sich eine Theke, hinter der ein älterer Herr steht. Sie ist mit griechischen Fahnen bestückt. Auch gelbe Flaggen mit einem Adler darauf sieht man und verschiedene Bilder einer Fußballmannschaft in den selben Farben. Beide sind fest miteinander verbunden und haben eine eigene Geschichte, die sicher irgendwann auf meinem Blog auch noch einmal erzählt wird.
Nun schauen wir uns die Gäste an. Sie sind alle samt recht normal und bisweilen sogar einfach gekleidet. In der linken Ecke hat man drei oder vier Tische zusammengerückt. Dort feiert und lacht eine Familie. Diese Form der Gemeinschaft nennt man griechisch "parea". Direkt daneben sitzen drei ältere Herren beim Kartenspiel zusammen. Zwei weitere schimpfen und lachen, lassen die Würfeln knallen und amüsieren sich an einem Backgamon-Brett. Backgamon, griechisch „tavli“, ist das Spiel der griechischen Männer.
Mehr gibt es hier nicht zu sehen. Das heißt doch. Neben der Theke befinden sich zwei leere Stühle auf den zwei große Bouzoukis stehen. Sie lassen den Gast wissen, hier wird es im Laufe des Abends auch noch musikalisch.
Nun kommt ein anderer Kellner zu uns. Er stellt Besteck und einen Korb mit frischem Brot auf unseren Tisch: „Habt ihr schon bestellt?“, fragt er und wir verneinen das höflich. Also zählt er nun auf, was es heute hier in der Taverne zu essen gibt. Er ist recht laut und wahnsinnig schnell dabei. Wir entscheiden uns für Souvlaki und Bifteki, was er mit einem flotten Spruch für jeden von uns kommentiert. Auch unsere Getränke nimmt er auf. Dann verschwindet er wieder und wir können neugierig beobachten, wie zwei Musiker auf den Stühlen mit den Bouzoukis Platz nehmen.
Sie fangen an zu spielen: Leise, unauffällig, und kaum wahrnehmbar. Doch dann, plötzlich, richtet einer der Herrn seine Worte an die Gäste: „Singen wir zusammen?“, fragt er und die Menge applaudiert. Nun folgt ein kleines, musikalisches Vorspiel, „taximi“ genannt und dann singt das gesamte Lokal mit. Eine Frau erhebt sich spontan und fängt an zu tanzen. „Ela mana mou“, ruft der andere Sänger darauf hin, was so viel wie „komm mein Mütterchen“ bedeutet, hier aber ein wirklich liebgemeinter und anerkennender Zuruf ist. Die Gäste klatschen, die Männer singen und die Frau tanzt. Was für eine wunderbare Stimmung.
Wieder kommt ein Kellner zu uns. Er ist der dritte den wir heuten Abend hier sehen und er stellt uns eine Platte mit verschiedenen Leckereien auf den Tisch, darunter Oliven, gebackener Schafskäse, Auberginen....
Moment mal, das da haben wir doch gar nicht bestellt. „Ein Gruß aus der Küche“ lächelt der Kellner und wir beginnen zu essen.
Moment mal, das da haben wir doch gar nicht bestellt. „Ein Gruß aus der Küche“ lächelt der Kellner und wir beginnen zu essen.
Derweilen macht sich eine andere Frau auf zu den Sängern. Sie legt ihn einen Geldschein in den Korb, den sie vor sich aufgebaut haben und sagt: „Spielt mirdoch bitte einen Bauchtanz“ und die Herrn lächeln, „nichts lieber als das“.
Wieder gibt es ein kurzes Vorspiel und dann erklingt ein Titel der sich „Mes tis polis to hamam“ nennt. Die Frau fängt an zu tanzen. Anregend und verführerisch lässt sie ihre Hüften kreisen und auch an dem Tisch der Familienfeier gibt es für einige Damen kein Halten mehr. Sie springen auf ihre Stühle und bewegen sich mit! Man hört lautes Klatschen und Schnipsen. Jeder hier kennt dieses alten und berühmte Lied, dass mindestens so viele Jahre auf dem Buckel hat, wie diese Taverne selbst. Es stammt aus dem Jahr 1935 und von Sänger Anestis Delias, der in diesem von den Frauen im Schwimmbad erzählt, die zum Sultan geführt werden.
Herzlich willkommen in der Welt von „Tausend und einer Nacht“.
Wieder gibt es ein kurzes Vorspiel und dann erklingt ein Titel der sich „Mes tis polis to hamam“ nennt. Die Frau fängt an zu tanzen. Anregend und verführerisch lässt sie ihre Hüften kreisen und auch an dem Tisch der Familienfeier gibt es für einige Damen kein Halten mehr. Sie springen auf ihre Stühle und bewegen sich mit! Man hört lautes Klatschen und Schnipsen. Jeder hier kennt dieses alten und berühmte Lied, dass mindestens so viele Jahre auf dem Buckel hat, wie diese Taverne selbst. Es stammt aus dem Jahr 1935 und von Sänger Anestis Delias, der in diesem von den Frauen im Schwimmbad erzählt, die zum Sultan geführt werden.
Herzlich willkommen in der Welt von „Tausend und einer Nacht“.
Hier und in diesem Moment wird deutlich: Griechen haben einen ganz anderen Bezug zu ihrer Musik, als wir das in Deutschland haben.
Aber wieso eigentlich Bauchtanz? War Griechenland nicht eigentlich das Land mit dem Sirtaki, Mikis Theodorakis und Antony Quinn? Was soll ich sagen? Das alles ist Hollywood und reine Fiktion. Hier und in dieser Taverne aber, das ist das echte Griechenland und das hat seine musikalischen Wurzeln in der heutigen Türkei und in Persien. Bis zum Ende es osmanischen Reiches lebten hier viele Griechen und die brachten eine ganz neue Lebenskultur mit in die „alte Heimat“. Sie wird Rembetiko genannt und besteht aus einer Musik, die für die Menschen gemacht und nicht als Kommerz gedacht ist, auch wenn viele Sänger später mit den alten Liedern wirklich reich wurden.
Aber wieso eigentlich Bauchtanz? War Griechenland nicht eigentlich das Land mit dem Sirtaki, Mikis Theodorakis und Antony Quinn? Was soll ich sagen? Das alles ist Hollywood und reine Fiktion. Hier und in dieser Taverne aber, das ist das echte Griechenland und das hat seine musikalischen Wurzeln in der heutigen Türkei und in Persien. Bis zum Ende es osmanischen Reiches lebten hier viele Griechen und die brachten eine ganz neue Lebenskultur mit in die „alte Heimat“. Sie wird Rembetiko genannt und besteht aus einer Musik, die für die Menschen gemacht und nicht als Kommerz gedacht ist, auch wenn viele Sänger später mit den alten Liedern wirklich reich wurden.
Es ist übrigens ganz interessant und spannend, sich mit dieser Musik und ihrer Geschichte zu beschäftigen. Die besten Bouzoukispieler waren jene, die gerne zur Haschpfeife griffen. Deswegen wurde die Bouzouki auch lange Zeit in Griechenland verboten. Musiziert wurde heimlich in alten und leeren Kellner, die sich griechisch „thekede“ nennen und nannten. Ihnen haben wir heute das Wort „Theke“ zu verdanken. Hättet ihr das gewusst?
Oh unser Essen kommt. Alles fein sortiert und getrennt auf einzelnen Tellern. So ist es Tradition hier in Griechenland und damit endet mein heutiger Artikel. Aber wenn ihr wirklich mal nach Athen kommen solltet: Macht euch selbst auf den Weg und seid mutig. Ein Abend in einer solchen Taverne ist ein Erlebnis für Gaumen und Augen.
Das verspreche ich euch!
Das verspreche ich euch!
Ich war mal in Leipzig in einer wunderbaren Ouzeri. Da gab es lauter kleine Köstlichkeiten, alle einzeln serviert und mal ganz anders, als die sonst so üblichen riesigen Fleischmengen.
AntwortenLöschenVielen Dank für den lieben Kommentar. Es gibt in Griechenland Tavernen die besonders für ihre Kleinigkeiten berühmt sind und in Rafina (30 Minuten von Athen) gibt es eine Taverne die nur solche Köstlichkeiten anbietet. Die heißen dort "PIKILIA" ;)
Löschen