Fotografie: Bildbearbeitung!


Am heutigen Dienstag geht es um Fotografie und um die Frage, "soll man eigene Bilder bearbeiten oder nicht? Dank Photoshop, Lightroom, Luminar und Co. wird aus einer kleinen, grauen Maus, eine große, bunte Ente. Aber ist das auch richtig so? 

Hier ein paar Gedanken von mir dazu!


Beginnen wir mit einem Blick in die Vergangenheit. Als ich noch ein Kind war, gab es so etwas wie Bildbearbeitung nicht und wenn überhaupt, dann nur in teuren und besonderen Studios, die sich der Ottonormalverbraucher gar nicht leisten konnte. Man knipste, brachte seinen Film zum Entwickeln, sortierte schlechte Aufnahmen aus und das war´s.

Dann aber wurde die Fotografie digital und auf einmal war es möglich, die eigenen Aufnahmen auf den heimischen PC zu holen. So entstand die Idee der Bildbearbeitung für „jedermann“. Nun konnte man mit einigen Handgriffen Fehler korrigieren, die Belichtung seiner Aufnahme nachträglich verbessern oder auch die Schärfe optimieren. Das war toll und eröffnete dem Fotografen ganz neue Optionen.

Es wurde jedoch schnell klar: Der Weg nach oben hatte gerade erst begonnen. Schnell sah man nun in den verschiedenen Hochglanzmagazinen Fotos, die wie von einem anderen Planeten zu sein schienen. Man blickte in das Gesicht eines Models, das frei von jedem Makel und jedem Fehler war. Man sah in große Augen, auf pralle Lippen und auf eine glatte Haut, die so weich wie ein Baby-Popo wirkte. Nur, was war jetzt noch real von alle dem? Der Computer erschuf hier einen Menschen, wie es ihn in der Wirklichkeit gar nicht gab oder gibt.

Dieser Trend hat sich über die Jahre fortgesetzt und er existiert in gewisser Weise noch immer, denn wer heute mit einem modernen Smartphone ein Selfie oder gar ein Porträt aufnimmt, der stellt wie selbstverständlich fest, dass hier die Kamera bereits beim Auslösen verschiedenste Fehler beseitigt und bestimmte Dinge weich zeichnet. Die in den letzten Jahren erschaffene künstliche Intelligenz hat hier für eine regelrechte Revolution in der Fotografie gesorgt.

Bestes Beispiel hierfür: Das iPhone 8 Plus. Als erster Smartphone überhaupt, schwärzt es bereits während der Aufnahme eines Porträts dessen Hintergrund. Außerdem analysiert es das Gesicht der fotografierten Person, so dass dieses auf dem späteren Bild möglichst optimal aussieht.

Auch der Bild-Editor von „Luminar“ setzt auf künstliche Intelligenz. Das Motiv wird von dieser erkannt und die Fotoparameter bestmöglich optimiert. Das kann helfen, führt durchaus aber auch zu Bildern, die mit der Realität nur noch wenig zu tun haben.

Hinzu kommt, dass es mittlerweile Programme gibt, die ganz bewusst die Manipulation von Fotos erlauben und zulassen. So lässt sich in einen dunklen und schwarzen Abendhimmel ganz einfach ein leuchtender Sternhimmel oder gar die Milchstraße einfügen. Das sieht am Ende dann zwar großartig aus, hat aber letztlich auch nur noch wenig mit Fotografieren zu tun, oder doch? Soll man das so machen oder nicht? Eine gute Frage, die am Ende jeder für sich entscheiden muss.

Fakt ist. Es gibt heute kaum noch ein neues Handy, dass nicht mit Funktionen zur Bildoptimierung ausgestattet ist. Softwareprodukte wie Photoshop und Lightroom, Programme die dem Fotografen nahezu alles erlauben, gehören zu den Standardwerkzeugen und fehlen auf kaum einem Foto-PC.

Auch ich bearbeite meine Bilder. Im Grunde gibt es kaum noch jemanden, der es nicht tut. Wie weit man dabei allerdings geht, das ist eine Sache des eigenen Empfindens und damit von Mensch zu Mensch verschieden. Beim Stöbern in Facebook sehe ich immer wieder Fotos, von denen ich denke, ich hätte sie so nicht veröffentlicht. Sie die tragen die klare Handschrift von Snapseed oder PicsArts. Doch, sie werden von genug Menschen bejubelt und haben damit auch ihre Berechtigung.

Wenn es darum geht, Fehler auf einem Bild zu beseitigen, störende Objekte zu entfernen und dem Foto eine stärkere Dynamik zu verleihen, dann bin ich sehr froh, dass wir heute Möglichkeiten zum Editieren von Aufnahmen haben und klar ist auch: Jeder versucht auf seine Weise, auf einem Selfie oder einem Porträt möglichst gut auszusehen. All das ist in Ordnung und auch richtig, es muss aber realistisch bleiben und die Wahrheit in dem Bild erkennbar sein. Wenn aus einem Foto ein Fake wird, dann ist jede Grenze der Bildbearbeitung überschritten.

Über bearbeitete Bilder ärgere ich mich immer dann, wenn sie als Referenz für etwas gelten sollen, denn diese können sie aus meiner Sicht nicht sein! Ein Beispiel hierzu:

In der Werbung für das neue iPhone sieht man Videoszenen und Fotos, die einen ganz eigenen Look besitzen. Nur wenigen fällt dabei auf, dass es eine relativ kurze Einblendung gibt, in der es heißt, dass für die besagten Bilder zusätzliche Softwareprodukte verwendet wurden. Wer also glaubt, er könne mit seinem Apple-Smartphone aus der Hand und sofort solche Fotos aufnehmen, der wird enttäuscht.

Ein guter Ratgeber für die Bildbearbeitung ist der Merksatz: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich!“. Manchmal kann ein völlig künstlicher Look aber auch gewünscht sein, zum Beispiel wenn aus einer bestimmten Aufnahme ein Kunstwerk entstehen oder ein Porträt wie gezeichnet wirken soll.

Kommentare

  1. Ganz klar Deiner Meinung, so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Ich nutze selbst ein kostenloses Programm, das nicht viel an Schnickschnack zulässt. Das reicht mir aber auch. Wenn ich die Bilder verfälschen will, wäre ich Maler geworden, Expressionist oder so.

    AntwortenLöschen
  2. Es geht gar nicht ohne Bildbearbeitung. Lässt man die Kamera in JPG Format fotografieren, wird schon intern eine Bildbearbeitung vorgenommen, die man nur sehr wenig beeinflussen kann. Fotografiert man im RAW Format MIUSS man die Bilder bearbeiten und sie dann in JPG umwandeln. Es wäre da auch Quatsch, die nur umzuwandeln. Und doch, auch damals gab es eine Bildbearbeitung die jedes Labor bei der Entwicklung des Films schon vorgenommen hat. Zudem wurde damals auch noch oft bei der Aufnahme schon mit Filtern gearbeitet(Weichzeichner, Sternfilter rtc.) Sicher nicht so aufwendig wie es heute am heimischen PC möglich ist. Der Austausch von Hintergründen, wie z.B. dem Himmel, ist aber für mich keine Bildbearbeitung sondern eine Bildkomposition. Helligkeit, Farbintensität und Schärfe anpassen das ist aber auch vollkommen OK. Und Filter (anstatt schon bei der Aufnahme nutzen) drüber legen - ja kann man machen, in besonderen Fällen. Alles in allem ist Bildbearbeitung aber ein Thema an dem sich die Gelehrten immer wieder scheiden werden.

    Gruß
    Andreas

    AntwortenLöschen
  3. Die liebe Bildbearbeitung, da scheiden sich die Geister. Die Einen, dazu zähle auch ich, mögen sie, die anderen mögen sie nicht.

    Ich kenne eine Hobbyfotografin, die ihre Bilder grundsätzlich nicht bearbeitet und damit große Erfolge erzielt. Auch sie hat, wie Frau D., von deren Gartenausstellung ich auf meinem Blog berichtet habe, bereits eine Ausstellung gemacht - allerdings nicht im Garten, sondern bei uns im Weltkulturerbe Völklinger Hütte.
    Es sind grandiose Bilder, auch ganz "blank", also ohne Bearbeitung. Die Dame hat es sich zur Aufgabe gemacht, in der Kamera bereits die nahezu optimalen Einstellungen ausfindig zu machen und das Bild dann aufzunehmen. Sie lässt sich beim Fotografieren die nötige Zeit und nimmt ein Motiv auch mal doppelt und dreifach auf bis es - ihrer Meinung nach - passt. Ich finde die Idee, seine Bilder "straight out of camera" zu zeigen eigentlich total toll.

    Ich nutze jedoch auch Bildbearbeitungsprogramme. Derzeit sind meine Favoriten Photoshop Elements 2023 und Luminar NEO. Mit beiden Programmen lässt sich unheimlich viel machen. Auch den Himmel habe ich schon ausgetauscht, wenn es nötig war, weil die Original-Aufnahme z. Bsp. ausgebrannt war. Aber das sind einzelne Ausnahmefälle und nicht die Regel. Grundsätzlich bearbeite ich an einem Bild gerade mal die Helligkeit, ggf. den Kontrast, schärfe etwas nach, wenn nötig, sättige die Farben etwas und entrausche verrauschte Bilder. Wenn ich Porträts fotografiere, dann bleiben bei mir die Personen immer noch wie sie sind. Da wird keine einzige Falte aus dem Gesicht gezogen. Was ich tu ist, die Bilder etwas weicher zu gestalten und ggf., aber höchst selten, lege ich ein LUT drüber. Im Grunde bearbeite ich ein Bild max. 10 Minuten und dabei konzentriere ich mich nur auf das Wesentliche und bin nicht bestrebt, etwas Künstlich wirkendes zu erschaffen.

    Trotz allem:
    Ich bin dankbar für die Bildbearbeitung, denn es gibt auch Bilder, die eigentlich schon fast verloren waren, ich aber aufgrund der Möglichkeiten der Bildbearbeitung gerettet habe. Gerade noch so. Ansonsten wären diese Bilder vermutlich in der Tonne gelandet.

    Liebe Grüße
    Sandra ♥

    AntwortenLöschen
  4. Ich bearbeite meine Bilder natürlich auch. Vor allem entrausche ich sie mit DxO. Danach bearbeite ich sie je nach Bedarf in RawTherapee und oder LR/PS. Manchmal muss ich auch putzen, wenn Dreck auf der Linse war. Passiert mir relativ häufig, da ich häufig das Objektiv wechsel. Und aus manchen scheinbar nix gewordenem Bild lässt sich noch was rausholen, z.B. wenn das Licht sehr schlecht war.
    Ich bin ja quasi täglich mit der Kamera unterwegs und mache am oft regelrechte Fototouren. Mein Equipment ist ziemlich hochwertig, weshalb ich sehr selten mit dem Handy fotografiere, auch wenn mein Google Pixel 6 pro auch ganz brauchbare Bilder macht.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Hier ist Platz für deine Meinung. Ich freue mich über jeden Kommentar. Anregungen und Kritik sind ebenfalls willkommen. Sehr gerne darfst du auch deinen eigenen Blog hier vorstellen. Also nur zu, hau in die Tasten und sei dabei!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Black & White Oktober 2023

Der ""Freitags-Füller"

Meine Apps