Sabine und 500.000 sind raus
Nun hat es auch Sabine getan. Meine geschätzte Blogger-Kollegin hat die Kirche verlassen und ist aus dieser ausgetreten. Damit ein „herzliches willkommen“, zu meinem heutigen Wort zum Sonntag, bei dem es zugegeben, ziemlich christlich und auch etwas emotional wird.
Sabine ist eine tolle Schreiberin und ihr Blog, „Mausloch“ fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Sie hat die wunderbare Gabe, den Leser mit ihren Worten mitzunehmen und äußerst bildlich zu formulieren. So fühlt man sich am Handy, Tablet oder Computer direkt mit ihr verbunden und ist beim Lesen alles, nur kein Fremder mehr.
In einem ihrer Artikel erzählt sie nun sehr beeindruckend davon, wie sie zum Amt fährt und aus der Kirche austritt. Es ist ein großer Schritt für sie, den sie da tut und irgendwie hat sie bei ihm auch ein seltsames Gefühl im Magen. Doch er muss sein.
Auf dem Amt werden ihre Daten aufgenommen. Alles läuft ruhig, friedlich und sachlich ab. Keiner hinterfragt ihr Tun, niemand hält sie von ihrem Vorhaben ab. Auch eine Moralpredigt gibt es nicht.
Hätte eine solche sie umstimmen können?
Als sie ihre Unterschrift leistet, meint sie ein leichtes Herzklopfen zu vernehmen. Doch dann ist auch schon alles erledigt. Sie ist raus. Tschüß Kirche, willkommen Freiheit.
Aber so einfach ist das nicht, zumindest nicht für Sabine. Sie fühlt sich leicht benommen und hat den tiefen Wunsch, vor dem Höchsten für Klarheit zu sorgen. Also macht sie etwas. womit man jetzt und in diesem Augenblick absolut nicht rechnen würde. Sie setzt sich in ihr Auto und steuert die nächste Kirche an, um hier ganz persönlich Fakten zu schaffen.
Ich weiß nicht, liebe Leserinnen und Leser, ob man es mir und meinen Worten anmerkt, aber mich bewegt Sabines Eintrag in ihrem „Online-Tagebuch“ sehr, denn mir ist mein Glaube äußerst wichtig. Als Kind wurde ich christlich erzogen. Meine Oma las mir aus der bunten und wirklich wunderschönen Kinderbibel vor, zusammen mit ihr und meiner Mutter besuchten wir die Baptistengemeinde in Bremerhaven und in Griechenland, entzündeten wir Kerzen, wann immer wir an einer orthodoxen Kirche vorbei kamen. Bei den Baptisten wurde gelacht und gesungen, man durfte fröhlich und einfach nur Mensch sein. In Athen ging es um Ehrfurcht und Stille. Der liturgische Gesang hat meine Seele dabei auf eine ganz eigene Art und Weise angesprochen, eine die ich selbst nur schwer definieren und in Worte fassen kann. Auch der Duft des Weihrauchs faszinierte mich.
Nun weiß ich nicht, welche Erlebnisse Sabine mit der Kirche hatte, aber eines steht fest: Sie haben nicht gereicht, um sie von sich und ihrer Idee zu überzeugen und das passiert leider immer häufiger. Im letzten Jahr sind alleine in Deutschland über 500.000 Menschen aus der Kirche ausgeschieden und Gründe dafür gibt es viele: Fehlende Antworten auf die wichtigen Fragen unserer Zeit, sexueller Missbrauch, mangelnde Einfühlsamkeit, Predigten, die niemand versteht, ein mangelndes Miteinander und und und....
Doch nicht jeder, der die Kirche verlässt wendet sich damit auch von Gott ab. Wer das denkt, der irrt. In einem alten Spruch heißt es: „Nicht Gott im Himmel ist das Problem, sondern das Erdpersonal welches von sich behauptet, in seinem Namen zu sprechen“.
Wer von der Kirche enttäuscht ist, wer von Priestern, Pfarrern und Gemeindemitgliedern keine Hilfe bekommt, wer sich unverstanden und alleine fühlt, der braucht keine Kirche und der geht, ganz genauso wie Sabine und über 500.000 Andere.
Auch Sabine ist gegangen. Allerdings sorgt sie dabei, nicht nur auf der Kirchenbank für Klarheit, sondern auch auf ihrem Blog, denn sie schreibt: „Wenn ich Gott begegnen will, kann ich das überall. Im Wald, auf einer Wiese, am Meer, wenn ich meine Kinder anschau. Da brauch ich keine Kirche.“ Und sie ergänzt: „Am Ende hab ich Gott versichert, dass ich auch weiterhin seine Freundin bleiben werde, wenn es für ihn ok ist.“ Ist das nicht herrlich?
Die Kirche geht und mir das Irdische, aber Gott blieibt und mit ihm das Himmlische.
Auf eine gute und ehrlich Freundschaft. Ich bin auch kein Kirchgänger im klassischen Sinne, aber ich glaube und das von Herzen. In diesem Sinne, einen schönen, ein friedvollen und besonders heute, einen auch wirklich gesegneten Sonntag.
Nun...das kann jeder so halten, wie er möchte und wie er es mit sich selbst vereinbaren kann. Mein Gatte und ich sind und bleiben in der Kirche, allerdings sind wir nur zu besonderen Anlässen Gäste eines Gottesdienstes. Und wir erziehen unser Kind christlich, das ist uns sehr wichtig. Wir beten jeden Abend gemeinsam mit ihm das Vater Unser.
AntwortenLöschenLG
Sandra!
Hallo liebe Sandra, auch das sehe ich so wie du! Mir ging es darum, aufzuzeigen, dass nicht alle, die die Kirche verlassen deswegen auch keinen Glauben mehr haben. Sie haben vielleicht den an die Kirche verloren und ja, natürlich kann und soll das jeder halten wie er will. Ich bin wie gesagt auch ein religiöser oder besser christlicher Mensch!
LöschenIch kann den Schritt durchaus nachvollziehen, auch wenn er für mich nicht in Frage kommt. Beide Kirchen müssen sich mal schleunigst Gedanken machen, wenn sie diesen Mitgliederschwund noch aufhalten wollen. Ich bin evangelisch und bleibe auch Mitglied. Ich verdiene ja auch meine Brötchen bei der Kirche. Ich müsste aber nicht Mitglied sein, da ich nicht in der Verkündigung arbeite. Trotzdem werde ich es bleiben, weil Kirche für mich mehr ist als verkrustete Strukturen und Missbrauch.
AntwortenLöschenDass du mich in deine Überlegungen um den fortschreitenden Kirchenaustritt aufgenommen hast, überrascht und ehrt mich ein bisschen. Das ist ganz toll, vor allem, wie du diesen Umstand beschrieben hast. Und meine Gedanken wurden ganz wunderbar wieder gespiegelt! Danke, dass du mich erwähnst und so schöne, treffende Worte gefunden hast!
AntwortenLöschenDas erwartete und befürchtete Gefühl, nicht mehr dazu zu gehören, haben sich im Sand verlaufen. Vielleicht ist mein Verhältnis zu Gott jetzt noch ein bisschen intensiver und "intimer" geworden! Ich hab keinen Grund zu bereuen.