Persönliche Erinnerungen und Oscar Wilde


Nach einer kurzen Auszeit am gestrigen Sonntag, heute nun wieder die wunderbaren Erinnerungen, welche jeden Montag auf meinem Themenplan stehen. Dieses Mal geht es um meinen Vater, einen BMW und ein wunderbares Zitat, denn ich habe ja gestern kein „Wort zum Sonntag“ geschrieben und möchte das dann heute dann doch irgendwie nachholen. Vielleicht gelingt es mir ja mit den folgenden Zeilen


Der ganze Stolz meines Vaters war sein Auto. Seit ich denken kann, fuhr er immer nur BMW und wenn mal wieder ein solcher neuangeschafft wurde, war das für ihn natürlich ein echtes Highlight! Logisch!

Eines Tages war es wieder einmal soweit und mein Vater lud seinen besten Freund ein, einen Griechen namens Dimos Christodoulou, der dann auch kam, um den neuen Wegen zu bestaunen. Worauf mein Papa dabei hoffte, weiß ich nicht. Aber die Reaktion seines Kumpels fiel doch ganz anders aus, als er es erwartet hatte. Besagter Dimos kommentierte den PKW nämlich mit den Worten: „Ganz schön teuer! Wo hast du das Auto gefunden? Hast du das gestohlen? Was kostet sowas? Bist wohl Millionär geworden!“. Zweifelsohne wollte er mit seinen Sprüchen witzig sein, nur kam dieser herrliche Humor bei meinem Vater so gar nicht gut an. Er ärgerte sich und war sauer. Dumm gelaufen.

Verstehen konnte ich das alles allerdings nicht. Meine Mutter versuchte es mir zu erklären, in dem sie sagte, dass hinter jedem Witz auch ein Funken Ernst stecke, aber das half mir auch nicht weiter. Wie gesagt, damals war ich noch klein.

Heute habe ich solche Situationen jedoch auch schon selbst erlebt und zu ihnen passt die wunderbare Aussage von Oscar Wilde, er einmal schrieb:

„An dem Kummer eines Freundes teilzunehmen, ist leicht, aber es bleibt das Zeichen einer außergewöhnlichen Natur, sich an den Erfolgen des Freundes rein mitfreuen zu können.“

Was für ein wunderbar tiefsinniger Satz. Einer der viel von dem Menschen verlangt, einer der sagt: „Wenn dein Freund sich freut, dann freud dich mit und zwar nicht, weil du es musst oder man es von dir verlangt, sondern einfach deshalb, weil es für dich ganz natürlich ist, das zu tun!“

Wow! Wer so spricht und etwas Derartiges formuliert, der kennt den Menschen und der hat ihn bestimmt auch schon selbst erlebt, den Neid und die Eifersucht, die selbst unter Freunden keinen Halt kennt und die fast immer doch wahnsinnig verletzend ist.

Statt Freude gibt es dumme Fragen, blöde Sprüche und negative Kommentare. Auf einmal fühlt man sich als Freund in die Ecke gestellt und bedrängt. Man muss sich für etwas rechtfertigen, was in Wahrheit doch keiner Erklärung oder Rechtfertigung bedarf.

Mein Vater hätte sich gewünscht, dass sein Freund sich mit ihm freut, doch das konnte er nicht. Wie furchtbar.

Dann aber passierte etwas Seltsames und etwas, mit dem mein Vater wohl nie gerechnet hätte. Ausgerechnet der oftmals so ernste und sture deutsche Nachbar kam auf meinen Papa zu und sagte: „Toni! Mensch! Ich habe gesehen, du hast einen neues Auto. Was für ein toller Wagen, ich gratuliere dir“. Mein Vater wusste gar nicht wie ihm geschah, so ergriffen und berührt war er von den so lieben Worten.


Wahre Freundschaft, Ihr Lieben, ist das was Oscar Wilde so treffend formuliert hat. Sich am Erfolg des Anderen freuen, ihn Loben und das was er hat, anerkennen. Ihn oder sie nicht dafür verurteilen. Ich selbst versuche danach zu leben und was soll ich sagen, ich fahre wirklich gut damit.

Die „High-Five am Sonntag“ sind eine wunderbare Idee, allerdings stammt sie nicht von mir, sondern eben von der wunderbaren Sabine. Einen Blog „Wetteraus Sichten“ zu nennen, wenn man selbst so heißt, ist fast schon einen Oscar wert und hey, das kann man doch mal sagen, so wie ich bei Alexandra gestehe, "bestimmte Zeilen bringen mich zum Weinen".

 Also freut euch mit euren Freunden, denn sie haben es verdient, da bin ich mir sicher.

Kommentare

  1. Lieber Giannis, Du sprichst mir mit dem Zitat aus der Seele und die Geschichte Deines Vaters mit seinem griechischen Freund kann ich aktuell so nachvollziehen. Wir hatten grade aktuell gestern den Fall, das ein sehr guter Freund von MeinerEiner (LAG) sich an den Erfolgen von ihm nicht freuen konnte. Im Gegenteil, er schaukelte sich während des Treffens (wir waren zu acht) so dermaßen hoch, das er sehr schlecht gelaunt das Treffen verlies. Wir versuchten zu ergründen, was die Ursache war und sind zum Ergebnis gekommen, das er zum einen mit seinem Leben seit einigen Monaten nicht zurecht kommt und zum anderen neidisch und eifersüchtig auf alle ist. Das gipfelte letztendlich darin, das er gestern Abend einigen Menschen aus seinem Freundeskreis "gekündigt" hat. Man könnte Mitleid mit ihm haben, wenn man nicht den Hintergrund kennen würde.
    Danke fürs Teilen, es zeigt mir auch wieder, das es anders gehen kann.Wünsche Dir eine entspannte Woche

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    1. Hallo Birgit, vielen Dank für den lieben und netten Kommentar. Schön, dass ich dir aus der Seele sprechen konnte. Es ist bisweilen echt traurig, dass selbst unsere Freunden sich in einem Konkurrenzdenken mit uns befinden. Ich persönlich mag das überhaupt nicht!

      Liebe Grüße

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  2. So, noch mal hallo du Lieber.

    Oh ja, wie recht der alte Wilde doc hatte! Und das ist wirklich traurig wenn Freunde neidisch auf einen sind, das kann ich wirklich nicht verstehen. Eine Freundschaft ist doch kein Wettbewerb. Warum fällt es so manchen schwer sich mit anderen zu freuen? Ist mir auch unbegreiflich. Aber ich freu mich für deinen Vater dass dann noch so ne tolle Reaktion vom Nachbar kam.

    Wieder mal ne schöne und auch lehrreiche Erinnerung, und danke das du sie mit uns geteilt hast.

    Liebe Grüsse und schönen Feierabend, Alexandra

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    1. Hallo lieber Alexandra, wie immer sehr gerne, das weißt du doch! ;) Ja, wenn Freunde sich nicht mehr mit einem freuen können, wer soll das dann noch tun? Das Leben ist doch kein Wettbewerb. Wir machen es nur manchmal leider zu einem solchen!

      Liebe Grüße

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