Giannis Medienwelt




„Giannis Medienwelt“ – heute und an diesem Samstag mit dem Thema Talkshows. Ich hoffe, ihr seid dabei und freue mich schon jetzt auf eure Kommentare.


Wer gestern meinen Freitagsfüller gelesen hat, der weiß: Ich habe mich in dieser Woche über verschiedene Talkshows aufgeregt und in diesem Artikel möchte ich nun noch einmal genauer auf dieses Thema eingehen und euch das "Warum" verraten.

Zunächst aber ein paar allgemeine Fragen dazu:
Was ist der Sinn solcher Sendungen? Wie und nach welchen Spielregeln funktionieren sie?

Grundsätzlich ist es so, dass die meisten Talkshows einem festen Oberthema folgen. Zu diesem werden verschiedene Gäste mit unterschiedlichen Meinungen eingeladen und diese haben dann während der Sendung die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge aufzuzeigen und diese zu erklären. Der Gastgeber nimmt dabei eine rein moderierende Rolle ein. Seine Aufgabe ist es, alle Gäste gleichzubehandeln und dafür zu sorgen, dass wirklich auch jeder zu seiner Meinung bzw. Redezeit kommt. Außerdem soll er eingreifen, wenn die Dinge ungewollt aus dem Ruder laufen.

Soweit die Theorie und nun die Praxis:

Am Sonntagabend wird bei Anne Will über den Krieg in der Ukraine diskutiert und große Überraschung: Alle sind sich einig, Russland darf diesen militärischen Konflikt nicht gewinnen. Einzig Sahra Wagenknecht (Die Linke) vertritt hier eine andere Sichtweise, denn sie fordert ein sofortiges Ende der Kämpfe und direkte Verhandlungen der beiden Kriegsparteien. Weitere Waffen zu liefern hält sie für falsch und damit bringt sie die gesamte Runde gegen sich auf. Urplötzlich heißt es, „alle gegen Sahra“ und Anne Will kann nur noch hilflos zuschauen. Als die Lage droht völlig zu eskalieren, ist die Sendezeit zum Glück zu Ende und Anne Will kann an die "Tagesthemen" abgeben.

Einen Abend später auf dem ZDF dasselbe Drama. Hier ist Sahra Wagenknecht bei Markus Lanz zu Gast und auch hier schießen plötzlich alle gegen sie. Selbst der Moderator verlässt die für ihn vorgesehene objektive Rolle. Statt neutral und sachlich zu bleiben, nimmt er die Politikerin immer mehr in die Zange und fällt ihr in nahezu jedes Wort.

Das zu ertragen ist schwer und fast schon unerträglich.

Und bevor jemand diesen Artikel missversteht oder falsch deutet. Es geht mir hier mit keiner Silbe darum, ob Frau Wagenknecht recht mit ihrer These hat oder nicht, denn darüber kann man natürlich streiten und auch lebhaft diskutieren. Nein, es geht mir um die Art der Kultur, die in solchen Sendungen Einzug gehalten hat, denn sie steht wider all dem, was wir in Kindheitstagen und als Journalisten mal gelernt haben. Statt eines gesunden Gleichgewichtes gibt es ein „alle gegen einen“ und statt jemanden ausreden zu lassen, fällt man ihm als Moderator einfach permanent ins Wort, damit er ja nicht seine Meinung äußern und ausformulieren kann.

Ganz ehrlich, wenn die das die Art ist, mit der wir uns heute unterhalten und in der wir streiten, dann sehe ich ehrlich nichts Gutes auf uns zukommen, denn das kann und darf uns nicht gefallen. Mir als freien Journalist jedenfalls liegt sie gar nicht und deswegen begehre ich auf meinem Blog auch gegen sie auf.

Ein schönes Wochenende! 




Kommentare

  1. Lieber Giannis,

    nun, ja so sollte es sein... Also was die Moderation angeht. Aber, auch bei uns in der Schweiz, kannst das seit Jahren vergessen, darum haben wir aufgehört solche Formate überhaupt noch zu gucken.

    Ob das mit dem hilflosen zu sehen so stimmt, wage ich mal zu bezweifeln, denn das ganze ist einfach gewollt. Denn sonst würde man ausgewogener Leute einladen, meist ist es aber so das alle die selbe Meinung haben und nur einer dann eine konträre Meinung vertritt, dass dies nicht gut kommt ist klar. Meist hat auch der oder die Moderator/In, also in unseren Sendungen, auch noch eine eigene Meinung die er /sie kund tut, wenn auch etwas diskreter oder auch mal direkt, und feuert so das ganze auch noch an. Das hat dann nichts mehr mit hilflos zusehen zu tun.

    Und sorry, Lanz ist eifach, wie soll ich das jetzt nett ausdrücken, sowas von nicht neutral, sondern er spielt den Anheizer. Der ist bei mir schon lange unten durch, es ist echt nicht zum aushalten.

    Solche Sendungen sind eben ein hervorragendes Propaganda-Werkzeug. So wird Meinungsbildung betrieben. Und das unter dem Deckmantel der ach so grossgeschriebenen Diskussionskultur.

    Aber wie gesagt, all diese Shows sind zu Propaganda verkommen, mehr sind diese Talkshows eben leider nicht mehr.

    Und ja, das ist meine Sichtweise, und muss nicht die von anderen Lesern sein. ;)

    Danke für den Beitrag!

    Liebe Grüsse
    Alexandra

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  2. Lieber Giannis,

    mir geht es ähnlich. Die aktuelle Diskussionskultur lässt in Sachen Neutralität, Sachlichkeit und Positivität wirklich zu wünschen übrig. Mich nervt es regelrecht, dass man sich ins Wort fällt und nicht ausreden lässt.
    Meine Konsequenz daraus: Ich wähle gezielt aus und filtere in Bezug des angeschlagenen Tons, der Art und Qualität des Berichtens und der Vielfalt der Beiträge. Denn viel zu oft wird nicht über den Tellerrand hinausgeschaut, der Blick nicht hinaus in die Welt gerichtet und auch die positiven Meldungen vergessen. Denn wenn auch vieles in der Welt nicht rund läuft, gibt es immer noch kleine Erfolgsgeschichten, über welche nicht vergessen werden darf zu berichten.

    Danke für deine offenen Worte!
    Liebe Grüße

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