Persönliche Erinnerungen





Mit dem heutigen Montag ist es wieder einmal Zeit für die ganz persönlichen Erinnerungen auf meinem Blog. Dieses Mal geht es um das Radio, was in meinem Leben eine wirklich große Rolle spielt und um eine Sendung, die meine Eltern und mich tief bewegt hat


In diesem Zusammenhang möchte ich dann auch schon auf den Mittwoch hinweisen, an dem es einen zweiten Teil zu dem heutigen Text geben soll.

Aber nun erstmal, alles der Reihe nach.


Ich habe hier schon oft von meinen Eltern erzählt und ich habe euch einen tiefen Einblick in die griechische Musik gewährt. Einige von euch fanden sie toll, andere wiederum konnten mir ihr gar nichts anfangen. Alles voll ok. Bei uns daheim oder im Auto lief sie aber fast ständig. Nur morgens beim Frühstück war das anders, denn da waren alle Ohren auf die „Hansawelle“ von Radio Bremen ausgerichtet, die damals ein wirklich tolles Programm hatte.

Ab 6 Uhr lief hier „Der Bremer Kaffeepott“, den man tatsächlich auch gewinnen konnte, in dem man sich morgens als eben solcher am Telefon meldete. Immer wieder wurden Leute angerufen und immer wieder ärgerten diese sich, dass sie zu spät erkannt hatten, dass das Radio an der Strippe war. Ach, das war wirklich herrlich!

Wisst ihr übrigens, was noch herrlich ist? Mir fällt gerade auf, dass ein junger Mensch von heute gar nicht mehr weiß, was es bedeutet, wenn man von „an der Strippe“ spricht. Oh man, ich bin echt alt.

Aber zurück zur eigentlichen Geschichte:

Wenn also bei uns daheim keine griechische Musik lief, spielte das Radio und dieses immer auf der Frequenz von Radio Bremen 1, der „Hansawelle“ auf 89,3.

Das Radio, das war ein alter, großer Kasten der bei uns auf dem Küchenschrank stand und den keiner außer mein Vater anfassen durfte. Es bestand immerhin die Gefahr, dass jemand die Frequenz hätte verstellen können und dann wäre „Holland in Not“ gewesen, weil so ein Radio, das ist ja nun auch nicht so einfach zu bedienen.

Ich hoffe, ihr hört meinen Sarkasmus an dieser Stelle!

Aber weiter: Mein Vater hatte auch noch ein kleines, eigenes Radio und auf diesem lief vorwiegend der Militärsender der Amerikaner. AFN hieß der. Er kam aus einem kleinen Studio in Bremerhaven, welches sich direkt in der Kaserne der US-Streitkräfte befand und er versorgte die Soldaten mit Nachrichten und Hits direkt aus der Heimat.

Mein Vater fühlte sich mit diesen auf magische Art und Weise verbunden, denn er hatte hier einige Jahre dort gearbeitet und wirklich eine tolle Zeit verbracht. Ja und während ich mich freute, wenn wieder einmal Madonna, Tina Turner oder Michael Jackson erklangen, ging meinem Vater das Herz auf, wenn es Countrymusik gab. Die liebte er und nicht nur er, sondern auch meine Mutter und mir selbst gefiel sie durchaus auch. So waren wir dann irgendwann allesamt Fans von Sängern wie Alan Jackson oder Garth Brooks.

Jeden Samstag, wenn meine Eltern vom Einkaufen wieder daheim waren und wir beim Mittagessen zusammensaßen, wurde auf AFN der „American Country Countdown“ ausgestrahlt. Moderiert wurde von einem äußerst lustigen und wunderbaren Moderator, der eine so typisch amerikanische Stimme hatte, dass man für einen kurzen Moment echt glauben konnte, gar selbst irgendwo in Arizona oder Texas zu sein.

Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste. Diese Sendung und ihr Host waren schon damals eine echte Legende. Der „American Country Countdown“ wurde auf über 45 verschiedenen Sendern in den USA und unzähligen weiteren weltweit ausgestrahlt und der Moderator, ein gewisser Bob Kingsley war in der US-Country-Szene mehr als angesehen. Ohne ihn wären viele Songs nie zu Hits geworden, unter anderem auch dieser nicht.




„Love can build a bridge“ traf Anfang der 90er Jahre mitten in das Herz meiner Eltern.

Nach dem Tod meiner Oma und einer schweren Erkrankung meiner Mutter war die Stimmung bei uns daheim an vielen Tagen sehr gedrückt und von Missverständnissen geprägt. Ja und oft erschien es mir fast so, als würden mit dem, so griechischem Papa und meiner deutschen Mutter zwei für einander fremde Welten aufeinanderprallen. Ein Wort gab das andere, jeder war für sich einfach nur unzufrieden und so knallte es.

Wenn aber „Love can build a bridge“ erklang, dann waren auf einmal alle ganz still und andächtig.

Ich denke viel an diese Zeit zurück und sehe uns am Mittagstisch sitzen. Damals wohnten wir in einer Wohnung mit einer wahnsinnig kleinen Küche, auf deren Fensterbank dann das kleine Radio meines Vaters lehnte. Und jedes Mal wenn „Love can build a bridge“ gespielt wurde, nahmen sich meine Eltern bei ihren Händen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ich hatte jedes Mal „Gänsehaut“ wenn ich das sah und auch jetzt ....

Jedenfalls möchte diese Erinnerung an AFN, an meinen Papa, meine Mama und an dieses eine so wunderbare Lied, gerne mit euch teilen.

Ja und warum gibt es dazu noch einen zweiten Teil?

Einfach deswegen, weil ich dem Radio unheimlich viel zu verdanken haben, unter anderem nämlich ein unglaubliches Praktikum und eine Freundschaft, die es auch heute noch gibt, aber davon erzähle ich euch erst beim nächsten Mal.

Solltet ihr allerdings neugierig geworden sein, könnt ihr unter diesem Text einfach mal auf den Link klicken und euch eine Ausgabe des „American Country Countdown“ selbst anhören.

Es war wirklich schön!






Kommentare

  1. Guten Abend lieber Giannis,

    was für eine wirklich schöne Erinnerung, und ja, ich kenn den Song auch, hab dazu das Video aber noch nie gesehen. Dabei bin ich mit MTV aufgewachsen. Wie du weisst, mag ich Country Musik auch sehr gerne und auch ich habe auch so meine Erinnerungen.

    Aber deine Erinnerung rührt mich wirklich zu Tränen, einfach weil ich das so gut nachempfinden kann. Ich freue mich also auch auf den 2. Teil deiner Erinnerung und schick dir jetzt einfach nur noch ganz viele sonnige Spätsommergrüsse aus der Schweiz und wünsch dir das du diese Erinnerung noch gaaaanz lang in deinem Herzen bewahren kannst.

    Herlichst, Alexandra

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    1. Liebe Alexandra,

      ich danke dir für deine lieben Worte! Ja, das Lied ist wirklich wunderschön und es gibt einige Songs aus dem Bereich "Country" die ganz arg ans Herz gehen, beispielsweise "Golden Ring" von George Jones und Tammy Wynette oder "Unanswered Prayers" von Garth Brooks.

      Schön, dass dir die Erinnerungen und mein Artikel gefallen.

      Liebe und herzliche Grüße

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  2. Ah, ein Kind der 70er ;-) Ohja, wenn der Wind gut stand, hab ich auch Hansawelle gehört, der "Kaffeepott" war genial. Ich hab mir oft gewünscht, das die bei uns anrufen, aber mir war damals nie klar, wie die an unsere Telefon-Nr. kommen sollten. Man wird wehmütig, wenn man merkt, das es vieles gutes am Radio nicht mehr gibt. Bei uns lief immer WDR2, morgens die Nachrichten (oder im Winter, wenn die Schule ausfiel *gg*) und Samstags die Bundesliga. Abends hab ich dann "Yesterday" mit Roger Handt gehört. Die Judds kenne ich, auch wenn ich sie jetzt erst in den letzten ein oder zwei Jahren kennengelernt habe. Eine der Töchter ist Schauspielerin (Ashley) und hatte einen schweren Unfall. Dadurch bin ich auf die Familie und die Musik aufmerksam geworden. Ob das Lied dabei war, kann ich jetzt nicht sagen. Aber danke fürs mitnehmen, freue mich schon auf den 2. Teil

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    1. Hallo liebe Birgit,

      schön dich zu lesen. Vielen Dank für deine lieben Worte. Es freut mich sehr, dass ich dich mitnehmen konnte und hoffe, das wird mir auch bei Teil 2 gelingen! ;)

      Liebe Grüße

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  3. Lieber Giannis,
    du schaffst es immer wieder. Du schreibst einen Artikel und man hat sofort die Bilder vor Augen (und Tränen darin). Man sitzt mit in eurer Küche, hört den Song und sieht zwei sich liebende Menschen. Hach, wie schön!
    Was auch schön ist, dass diese Radio-Erinnerung viele von uns Älteren in ähnlicher Form teilen. Zusammen den Alltag leben, untermalt von Musik aus den fast schon heiligen Kasten.
    Das sind Erlebnisse, welche der jüngeren Generation mit den Knöpfen im Ohr entgehen, weil der gemeinsame generationsübergreifende Part auf der Strecke bleibt. Wie schade eigentlich.

    Danke, dass du uns alle an deinen besonderen Erinnerungen teilhaben lässt.
    Liebe Grüße

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    1. Liebe Doreen,

      vielen Dank für deine berührenden und lieben Worte. Es stimmt, wenn ich dieses Lied höre bin ich auch wieder direkt bei uns in der Küche. Es freut mich, dass euch und dir meine Erinnerungen so gut gefallen und ihr dazu bereit seid, an diesen teilzuhaben! Deine Komplimente nehme ich gerne an und freue mich darüber,

      liebe Grüße

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