Über die Toleranz im Kleinen



Mit „Gedanken für Herz und Seele“ möchte ich euch auch an diesem Freitag ins Wochenende geleiten und mit euch gemeinsam über die „Toleranz im Kleinen“ nachdenken. Was damit gemeint ist, verrate ich euch in meinem folgenden Artikel.


Drei kleine Geschichten habe ich für euch im Gepäck. Sie haben sich alle exakt so zugetragen, wie ich sie euch erzähle und ich hoffe, ihr seid bereit sie zu hören.

Die Erste spielt bei Facebook. Dort schreibt eine bekannte Politikerin jedes Wochenende einen lieben Gruß für ihre Freunde an ihre Pinnwand. Dabei schreibt sie immer auch, dass ihre Leser behütet bleiben sollen. Es ist ein christlicher Wunsch, den sie da hat, und alle freuen sich darüber, nur einer nicht. Er regt sich auf, weil er das Wort „behütet“ irgendwie als übergriffig und unpassend empfindet.

Die nächste findet sich auf Instagram. Eine junge Frau, gelegentlich als Hobby-Model unterwegs, postet dort ein Bild von sich. Hübsch schaut sie aus, glücklich und zufrieden. Sie trägt ein weißes Shirt und eine blaue Jeans. Alle bestaunen und bejubeln das Foto, nur einer empört sich. „Kannst du dir nicht endlich mal einen BH anziehen?“, fragt er und er ergänzt seinen Einspruch mit einem Smiley, der sich übergeben muss. Sehr freundlich.

Ja und das dritte Erlebnis betrifft dann wirklich auch mich selbst. Wie ihr wisst, schreibe und poste ich viel bei Threads. Meine Zeilen dort beginne ich fast immer mit, „ihr Lieben“, denn ich gehe bei meiner Anrede davon aus, dass meine Worte von lieben Menschen gelesen werden, und alle finden das gut, bis auf eine. Eine junge Dame schimpft, ihr drehe sich bei meiner Anrede regelrecht der Magen um, denn sie sei nur ungern die Liebe für irgendwen, besonders für mich. Wie bitte?

Drei Geschichten und drei kleine Begegnungen, die über Tage in mir nachhallen und die mich tief berühren. Ist es ein Verbrechen, wenn da jemand schreibt, wir sollten doch behütet bleiben? Ist es verboten, einen BH wegzulassen, wenn man sich fotografieren lässt und als Frau lieber auf einen solchen verzichtet? Darf man Menschen, die einem folgen und die eigenen Beiträge lesen, nicht als „lieb“ ansprechen? Sind wir wirklich so intolerant geworden, dass wir auf alles und jedes negativ reagieren müssen?

Früher galt mal der Satz, „wenn du nichts Gutes zu sagen hast, schweige einfach“. Heute aber ist es Mode geworden, jeden und alles anzugreifen, besonders und gerade auch im Internet. Fast scheint es so, als gäbe es im Netz eine Art freien Raum, in dem jeder gerade das sagen darf und kann, was er möchte, ohne dafür irgendeine Konsequenz befürchten zu müssen. Das ist doch auch klar, denn wir haben ja eine Meinungsfreiheit in diesem Land. Nur endet die eigentlich dort, wo man die Welt eines anderen Menschen vernichten und zerstört.

Der große, breite und mächtige Monitor verführt dazu, dass wir glauben, wir würden mit einer seltsamen Fremde kommunizieren, weil wir die Reaktion unseres Gegenübers eben nicht sehen, so wie in einem echten Gespräch. Doch auch über das Netz können wir verletzen, beleidigen und jemanden derart angreifen, dass er einen Schaden davonträgt und wenn nur seelisch. Demnach sollten wir nie vergessen, dass die eigene Toleranz schon im Kleinen beginnt und dass wir, wenn wir nichts Gutes zu sagen haben, auch einfach weiter scrollen und blättern können.

Einen guten Start ins Wochenende wünsche ich euch.

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