Giannis Griechenland

 



Griechenland, Land der Götter, Heimat meiner Seele und Geburtsort meines Vaters. Wie tickt dieses Land und was muss man darüber wissen? In meinem heutigen Artikel verrate ich es euch. Herzlich willkommen bei "Giannis Griechenland".


Unsere Reise beginnt in Athen. Über 640.000 Menschen wohnen hier, Tendenz steigend. Die griechische Hauptstadt gibt sich gerne jung, dynamisch und modern. Futuristische Clubs, stylishe Cocktailbars und Cafés mit internationalem Flair findet man hier überall. Doch nur wenige Meter davon entfernt, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Alte Tavernen, in denen Speisen aus der traditionell griechischen Küche serviert werden und in denen Lieder aus längst vergangenen Zeiten gespielt und gesungen werden, prägen hier das Stadtbild. Darüber, hoch oben, sodass jeder sie sehen kann, thront stolz und unbesiegbar die Akropolis.

Die Hellenen können auf eine lange und bewegende Geschichte zurückblicken. Griechenland gilt als die Wiege der Demokratie. Mit den Grenzen von heute existiert es allerdings erst seit 1823. Damals spaltete man sich von den Türken ab und befreite sich von der Übermacht des Osmanischen Reichs.

Die Griechen sind stolz auf ihr Land. Flaggen und nationale Symbole sieht man hier überall, auch wenn Griechenland sicher kein rechter oder gar radikaler Staat ist. Ganz im Gegenteil. Touristen sind hier gerne gesehen und etwas außerhalb der so hektischen Hauptstadt findet man sie dann auch, die Gastfreundschaft und das einfache Leben, von dem mein Vater immer schwärmte.

Am Straßenrand eine kleine Taverne. Einfachste Tische und Stühle sind hier mehr oder weniger in einem Garten aufgestellt. Eine Speisekarte gibt es nicht. Der Kellner informiert am Tisch über die aktuell verfügbaren Speisen, die gerade gekocht werden, und wer ihn nicht versteht, der darf gerne einen Blick in die Küche werfen.

Unser Ziel ist die kleine Hafenstadt Rafina. Etwa 30 Kilometer von Athen entfernt, stellt sie ein angenehmes und beachtliches Gegenstück zu dem großen und bisweilen chaotischen Hafen von Piräus dar. Von hier fahren Schiffe auf nahezu alle wichtigen Inseln und direkt am Fähranleger locken Tavernen mit frischem Fisch. Größtes Gebäude der Stadt, eine alte, orthodoxe Kirche.

Der Glaube spielt im Leben eines Griechen eine wichtige und bedeutende Rolle. 98 % aller Griechen sind orthodox. Die sonntäglichen Gottesdienste gehen über mehrere Stunden. Aber niemand ist gezwungen, von Anfang bis Ende zu bleiben. Jeder kann kommen und gehen, wie er möchte. Aufgebaut sind alle orthodoxen Kirchen gleich. Am Eingang besteht die Möglichkeit, eine Kerze zu entzünden. Im Inneren gibt es zwei Stuhlreihen, Frauen sitzen traditionell links, Männer rechts. Der Gottesdienst besteht aus sehr viel Gesang (Liturgie) und festen Ritualen. Nur bei der Andacht wird wirklich auch gesprochen. Außerdem kommt viel Weihrauch zum Einsatz. Obwohl sich die griechische Orthodoxie zu ihren russischen Glaubensbrüdern bekennt, nimmt sie in vielen Belangen eine eigene Haltung an; so verurteilt sie den Ukraine-Krieg auf das Schärfste.

Werfen wir nun einen kurzen Blick auf die griechischen Inseln. Insgesamt gibt es derer über 3.000 Stück, nicht alle sind aber auch bewohnt. Auf Bildern am häufigsten festgehalten ist die Insel Santorini, mit ihren typisch weißen Häusern, blauen Dächern und engen Gassen. Viele große Kreuzfahrtschiffe steuern die Insel täglich an. Vom Hafen aus kann man auf Eseln nach oben in die Stadt reiten. Ein fragwürdiges Abenteuer, das besonders von der Tierschutzorganisation PETA massiv kritisiert wird, denn für die Tiere ist es pure Quälerei. Meine Tante beschrieb dieses Treiben einmal als eine Art griechisches Disney-Land und ich würde behaupten, sie hatte nicht unrecht.

Deutlich ehrlicher und ruhiger geht es da auf Tinos zu. Die Kykladen-Insel ist im ganzen Land bekannt, denn hier, in einer riesigen Kirche, steht die wichtigste und bedeutendste Ikone der griechischen Orthodoxie, nämlich das Bildnis der Jungfrau Maria. Am 15. August gibt es ihr zu Ehren eine riesige Prozession, die alljährlich auch im griechischen Staatsfernsehen übertragen wird. In dieser Zeit ein Schiffsticket auf die Insel zu bekommen, ist fast unmöglich. Aber auch sonst fasziniert das Eiland. Kleine und große Tavernen, ein altes Kloster und jede Menge kleine Geschäfte laden zum Verweilen ein. Ein Abend in einer Taverne lohnt sich, denn auch hier gibt es Live-Musik, allerdings sucht man bei ihr die Bouzouki vergebens. Auf den Inseln spielt man traditionell Geige und tanzt dazu. Das ist absolut sehenswert.

Nur wenige Seemeilen entfernt und von Tinos aus gut sichtbar liegt Mykonos, gerne auch als das Ibiza von Griechenland bezeichnet. Hier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine eigene Partykultur entwickelt, bei der renommierte DJs auflegen. Doch Vorsicht: Mykonos ist ein teures Pflaster und für den, der einfach mal etwas Ruhe genießen will, der absolut falsche Ort.

Die größte, griechische Insel ist Kreta, griechisch „Kriti“. Mit 8261 Quadratkilometern und fast 625.000 Einwohnern stellt sie einen eigenen Mikrokosmos innerhalb Griechenlands dar, denn alles scheint hier etwas anders zu sein, angefangen beim Essen bis hin zur Musik. Hauptinstrument der ganz eigenen Folklore ist eine Stehgeige, Lyra genannt, die von einem gesprochenen Gesang in Form eines Gedichtes begleitet und „Mantinades“ genannt wird. Die schnellsten und schwersten Tänze des Landes werden auf Kreta getanzt und den Kindern schon früh in der Schule beigebracht. Dieses Glück hatte der Schauspieler Anthony Quinn leider nicht. Als er 1964 für den Film „Alexis Zorbas“ auf der Insel Kreta eine Tanzszene aufnehmen sollte, scheiterte er kläglich. Also ließ man den Komponisten Mikis Theodorakis speziell für den Amerikaner ein eigenes Lied schreiben. So entstand der Syrtaki, der über Nacht den griechischen Tanz und die Bouzouki auf der ganzen Welt bekannt machte; dabei hat dieses so wunderbare Instrument auf Kreta traditionell aber überhaupt nichts verloren.

Soweit für heute. Lust auf noch mehr Griechenland? Dann schaut doch auch am nächsten Freitag wieder vorbei, wenn es heißt: „Giannis Griechenland“. 


Kommentare

  1. Lieber Giannis,

    danke für diesen tollen Bericht, ich kann das alles genau vor mir sehen, aber bitte, warum latschen die faulen Turis nicht einfach selber hinauf in die Stadt?

    Ja Griechenland wär jetzt auch noch ein Land das ich gerne besuchen würde. Vor allem die antiken Bauten und Orten würde ich gerne mal ansehen aber eben, der Turmismus ist mir zu viel. Vor allem würd ich die Länder fernab der Hotspots kennen lernen wenn dann überhaupt.

    Aber so kann ich ja auch ein klein wenige mit nehmen aus deinen Erzählungen, danke dafür ja ja, klar immer her damit mit den Geschichten ;)

    Liebe Grüsse und schönes Wochenende
    Alexandra

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