Von der Bouzouki und dem Sirtaki
Griechenland, Land der Götter, Heimat meiner Seele und Geburtsort meines Vaters. Wie tickt dieses Land und was muss man darüber wissen? In meinem heutigen Artikel geht es weiter und ich hoffe, ihr seid wieder fleißig dabei.
Kreta, 1964. Es ist ausgerechnet der Sirtaki, der die griechische Musik über Nacht weltbekannt macht und der den Komponisten Mikis Theodorakis zum Erfinder der Bouzouki verklärt. Der Film „Zorba the Greek“ löst einen ungeahnten Hype um den griechischen Tanz aus, an dem sich urplötzlich jeder probieren will. In Griechenland entstehen Dutzende Musikfilme und Lieder, die alle auf dieser einen Melodie basieren und sogar der deutsche Schlager entdeckt das Griechische für sich. Udo Jürgens schwärmt vom „griechischen Wein“, Rex Gildo besingt den „letzten Sirtaki“ und Nana Mouskouri entdeckt ausgerechnet in Athen „weiße Rosen“.
Mikis Theodorakis Lied verzaubert die Welt und zeigt ihr eine Bouzouki, die lieblich, weich und melodisch klingt. Für viele eine wahre Freude, für nicht wenige aber auch ein absoluter Albtraum, denn all das, was hier gerade passiert, so sagen sie, hat mit wahrer griechischer Musik überhaupt nichts zu tun.
Auch mein Vater kann mit dem Sirtaki und den Liedern des Mikis Theodorakis nur wenig anfangen. Legt er eine seiner alten Schallplatten auf, so erklingt die Bouzouki auf ihnen ganz anders. Hart, schnell und schrill wird sie auf ihnen gespielt und die Stimmen der verschiedenen Sänger wirken auch eher fremd, denn sanft und lieblich.
Wie aber kann das sein?
Die wahre Geschichte der griechischen Musik und der Bouzouki beginnt viele Jahre vor der Geburt des „Alexis Zorbas“. 1821 erheben sich die Griechen gegen die Türken. Es kommt zum Krieg und das große Osmanische Reich zerbricht.
1923 schließen beide Länder miteinander Frieden. Der aber hat seinen Preis, denn alle Griechen müssen nun den türkischen Boden verlassen und umgekehrt alle Türken aus Griechenland ausreisen. So kommt es zu einer humanen Katastrophe, denn in den griechischen Häfen kommen tausende Flüchtlinge aus der Türkei an. Man muss wissen, große Städte wie Istanbul und Izmir waren bis dahin fest in griechischer Hand. Das ist jetzt vorbei.
Die Flüchtlinge, allesamt vermeidliche Griechen, sind doch kulturell ganz anders geprägt, als es das die ursprünglichen Griechen hier vor Ort sind. Sie sprechen eine andere Sprache und sind auf andere Art gekleidet. Musikalisch sind die Flüchtlinge wesentlich orientalischer unterwegs und sie haben Instrumente dabei, die in Griechenland selbst noch nie jemand gesehen hat. Sie spielen eine Gitarre mit Bauch, die sich Bouzouki nennt und das bisweilen in einer Form, dass man das Gefühl hat, der Musikant sei bei seinem Tun in eine Art „Trance“ verfallen. Kein Wunder, denn viele dieser Leute konsumieren die mit Hasch gefüllte Wasserpfeife.
Für die Griechen vor Ort ist das ein echtes Problem und so wird das seltsame Instrument von der Polizei kurzerhand verboten. Auf die Musiker wird nun regelrecht Jagd gemacht und ihre Bouzoukis werden systematisch zerschlagen. Musiziert wird jetzt nur noch in dunklen Straßenecken oder in Kellern, in denen sich die Musiker vermehrt zurückziehen.
1923 schließen beide Länder miteinander Frieden. Der aber hat seinen Preis, denn alle Griechen müssen nun den türkischen Boden verlassen und umgekehrt alle Türken aus Griechenland ausreisen. So kommt es zu einer humanen Katastrophe, denn in den griechischen Häfen kommen tausende Flüchtlinge aus der Türkei an. Man muss wissen, große Städte wie Istanbul und Izmir waren bis dahin fest in griechischer Hand. Das ist jetzt vorbei.
Die Flüchtlinge, allesamt vermeidliche Griechen, sind doch kulturell ganz anders geprägt, als es das die ursprünglichen Griechen hier vor Ort sind. Sie sprechen eine andere Sprache und sind auf andere Art gekleidet. Musikalisch sind die Flüchtlinge wesentlich orientalischer unterwegs und sie haben Instrumente dabei, die in Griechenland selbst noch nie jemand gesehen hat. Sie spielen eine Gitarre mit Bauch, die sich Bouzouki nennt und das bisweilen in einer Form, dass man das Gefühl hat, der Musikant sei bei seinem Tun in eine Art „Trance“ verfallen. Kein Wunder, denn viele dieser Leute konsumieren die mit Hasch gefüllte Wasserpfeife.
Für die Griechen vor Ort ist das ein echtes Problem und so wird das seltsame Instrument von der Polizei kurzerhand verboten. Auf die Musiker wird nun regelrecht Jagd gemacht und ihre Bouzoukis werden systematisch zerschlagen. Musiziert wird jetzt nur noch in dunklen Straßenecken oder in Kellern, in denen sich die Musiker vermehrt zurückziehen.
Die Musik der Flüchtlinge wird „Rembetiko“ genannt und gerne auch als der griechische Blues bezeichnet. Lange müssen sich Musiker und Sänger verstecken, denn auch die Figur der Frau nimmt hier und bei ihnen eine ganz neue Rolle ein. Türkisch geprägt lässt die stolze Dame ihren Bauch zur Musik tanzen und dabei stellt sich entweder auf einen Stuhl oder sogar einen Tisch. Kurzum es geht frivol und erotisch zu und das geht nicht nur der orthodoxen Kirche viel zu weit.
Doch, das soll sich schon bald ändern, denn als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht und dieser auch vor Griechenland nicht Halt macht, wird der einst so verhasste „Rembetiko“ zu einer Musik des Widerstandes. Urplötzlich steht man als Volk zusammen und die Bouzouki wird zum friedlichen Zeichen gegen die Besatzer.
In dieser Zeit entstehen Lieder, die bis heute jedem Griechen bekannt sind und die auch noch 2024 in den alten Tavernen gesungen werden. Zu den größten und populärsten Musikern dieser Zeit gehören die Sängerin Sotiria Mpellou und Vassilis Tsitsanis. Sie lassen die alten, türkischen Songs von einst wieder aufleben und damit wird auch der Bauchtanz („Tsifteteli“) urplötzlich gesellschaftsfähig. Nun gehört es zur eigenen Kultur dazu, dass die Frau sich erotisch zu den Klängen der Bouzouki bewegt und das soll sich so auch nie wieder ändern.
In dieser Zeit entstehen Lieder, die bis heute jedem Griechen bekannt sind und die auch noch 2024 in den alten Tavernen gesungen werden. Zu den größten und populärsten Musikern dieser Zeit gehören die Sängerin Sotiria Mpellou und Vassilis Tsitsanis. Sie lassen die alten, türkischen Songs von einst wieder aufleben und damit wird auch der Bauchtanz („Tsifteteli“) urplötzlich gesellschaftsfähig. Nun gehört es zur eigenen Kultur dazu, dass die Frau sich erotisch zu den Klängen der Bouzouki bewegt und das soll sich so auch nie wieder ändern.
Griechische Musik, das ist und war für Menschen wie meinen Vater eine Musik, die von Liebe, Heimat, Vertreibung, Kampf und Sehnsucht erzählt. Sie wird mit einer Bouzouki gespielt, die hart klingt und von Stimmen begleitet, die tief und bisweilen sogar schräg wirken. Ein Komponist wie Mikis Theodorakis hat für sie mit der griechischen Musik nur wenig zu tun. Wie auch? Im Grunde, so ihre Meinung, hat er sich an ihr einfach nur vergangen, sie umgeschrieben und nach Hollywood getragen, in ein Land, wo sie gar nicht hingehört.
Trotzdem wäre ohne Theodorakis allerdings, die Bouzouki wohl nie weltweit bekannt geworden und so fremd, wie die alten Griechen behaupten, ist der Sirtaki dem Griechischen nun auch nicht, aber das ist wiederum eine ganz andere Geschichte.
Trotzdem wäre ohne Theodorakis allerdings, die Bouzouki wohl nie weltweit bekannt geworden und so fremd, wie die alten Griechen behaupten, ist der Sirtaki dem Griechischen nun auch nicht, aber das ist wiederum eine ganz andere Geschichte.
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