Der ESC 2024

 


Statt der bekannten „High-Five“ gibt es heute und aus aktuellem Anlass, einen Kommentar zum gestrigen „Eurovision Songcontest 2024“. Warum mir er mir überhaupt nicht gefallen hat und was am Ende doch noch gut war, das lest ihr in meinem Artikel und ich hoffe, ihr habt viel Spaß dabei. Los geht es.


Seit 1956 gibt es den „Grand Prix de la Chanson“ nun schon. Als er zum ersten Mal an den Start ging, war der Zweite Weltkrieg gerade einmal 11 Jahre her und meine Mutter selbst noch ein Kind. Seitdem findet er jährlich statt und für so manchen Künstler begann mit ihm die ganz große Karriere. Erinnern wir uns nur an Céline Dion, Vicky Leandros, Johnny Logan und natürlich ABBA.

Sinn und Zweck des Musikwettbewerbs war es von Anfang an, Europa friedlich zu einigen und dabei hat die weltweit größte Show auch wirklich eine gute Figur gemacht.

Seit 2001 ticken die Uhren nun allerdings etwas anders. Aus dem „Grand Prix de la Chanson“ wurde der „Eurovision Songcontest“ und die Vorgabe, in der eigenen Landessprache zu singen, aufgehoben. Für viele ein Fehler, auch für mich.

Mit dem Wachsen von Europa wuchs die Zahl der Teilnehmer und damit veränderte sich auch die Art und Weise der Punktevergabe. Zwar mühte und müht sich der Wettbewerb redlich, politische Interessen aus seiner Veranstaltung fernzuhalten, wirklich gelingen will ihm das jedoch nicht und das wird besonders bei den Punkten deutlich. Die Staaten des ehemaligen Jugoslawien haben sich urplötzlich wieder richtig lieb. Auch in Skandinavien pflegt man zu seinen Nachbarn ein mehr als gewinnbringendes Verhältnis und Griechenland beschenkt die Insel Zypern jährlich mit 12 Punkten, nur um diese von dort dann auch gleich wieder zurückzubekommen.

Der Gesang rückt so immer mehr in den Hintergrund! Leider! Und das liegt nicht nur an alten oder neuen Verbindungen, sondern auch daran, dass es heute beim Songcontest nicht mehr nur um Musik, sondern viel mehr um Provokation geht. Die Show vom gestrigen Abend ist das beste Beispiel dafür.

Der Schweizer Sänger und spätere Sieger Nemo betritt mit gleich zwei Flaggen die Bühne. Er singt nicht nur für sein Land, sondern auch für alle, die wie er nicht so genau wissen, was sie sexuell eigentlich sind und wo sie hingehören. Daran wiederum lässt Olly Alexander aus Großbritannien gar keinen Zweifel, denn er steht auf Männer und das zeigt er in seinem äußerst frivolen und ziemlich verstörenden Auftritt auch. Fast schon spaßig kommt da der „Windows95man“ aus Finnland daher, der mehr oder weniger ohne Hose über die Bühne rennt und damit auf Platz 19 landet. Freilich den Bock schießt allerdings Irland ab, das ungelogen eine schreiende Hexe ins Rennen schickt und mit ihr, den esoterisch Verwirrten sei Dank, auf Platz 6 landet und unglaubliche 278 Punkte einsammelt.

Immer schriller, lauter, freizügiger und verrückter, so präsentiert sich der Eurovision Songcontest heute. Längst vergessen, die Zeiten, als Israel mit einem einfachen „Halleluja“ noch die Herzen der Menschen erobern konnte. Wer heute gut singt, der landet irgendwo im Mittelfeld oder im schlimmsten Falle sogar am Ende. Österreich fliegt mit seiner äußerst flotten und schnellen Radionummer, „We will rave“ nur auf Platz 24 und holt am Ende genauso viel Punkte. Spanien, vom Publikum gefeiert und bejubelt, schafft es mit seiner Partyhymne nur auf Rang 22. Vielleicht hätte die Sängerin einfach darauf verzichten sollen, ihre beiden männlichen Tänzer am Ende frivol auch noch auf den Mund zu küssen.

Was für ein Abend. Frankreich, mit der definitiv besten Stimme der Show, freut sich über Platz 4 und Kroatien, mit einer rockigen Rammstein-Nummer kommt gar auf Platz 2. Israel wird Fünfter und sorgt mit seiner Teilnahme bis zum gestrigen Abend für Diskussion. Darf man ein Land antreten lassen, was sich ähnlich wie Russland derzeit im Krieg befindet? Ja, sagen die einen, bei der Ukraine geht das schließlich auch. Nein, sagen die anderen und sie verweisen auf die humane Katastrophe im Gaza-Streifen. So kommt es auch im Vorfeld zu mehreren Protesten. Bestimmte Künstler ziehen ihren Auftritt sogar zurück und überlassen die Punktvergabe für das eigene Land anderen.

Der Eurovision Songcontest 2024, eine über weite Strecken äußerst provokante, freizügige und frivole Veranstaltung, die am Ende ihren eigentlichen Sinn völlig verkennt. Um es ganz klar zu sagen und deutlich zu unterstreichen, in meiner Welt kann jeder lieben, wen er oder sie möchte. Mir ist das egal. Beim ESC haben solche Dinge allerdings nicht verloren. Hier möchte ich mich von ausländischer Musik verzaubern und entführen lassen, nicht auf eine erotische Reise in meinem Kopfkino gehen.

Am Ende gibt es aber trotzdem auch noch Gutes zu berichten. Thorsten Schorn, zum ersten Mal als Kommentator des ESC am deutschen Mikrofon, macht eine hervorragende Figur an selbigem und hat die großen Schuhe von Peter Urban damit mehr als erfolgreich für sich übernehmen können. Gratulation. Und ein Glückwunsch geht auch an Isaak. Deutschland kommt am Ende auf einen starken und exzellenten 12. Platz. Darüber kann man sich freuen, denn im Gegensatz zu vielen anderen, hat unser Teilnehmer auch nur das getan, was er sollte. Er hat gesungen und wie Europa meint, gar nicht mal schlecht. Dem schließe ich mich an.

Kommentare

  1. Lieber Giannis,

    ja, ich melde mich auch wieder aus der Versenkung. ;)

    Was den ESC angeht, der ist schon lange nicht mehr politisch unabhängig und in den letzten Jahren verkam er zu einer Propagandaschleuder. Was Nemo angeht, der wurde zufälligerweise vor Anmeldung des ESC non binär. Davor war er als Mann unterwegs, als hetero und ist auch mit einer Frau liiert. Ein Schelm wer dabei böses denkt. Dabei hätte er es gar nicht nötig auf den Woke-Zug aufzuspringen aber anscheinend lässt sich nur noch so weiter kommen. 2017 hat er nämlich noch den Swiss Musik Award gewonnen!

    Sorry, das ganze ist einfach nur noch krank. Das hat nichts mehr mit dem zu tun was es eigentlich mal war, wie du selber sagst und ich bin der Meinung das es mehr als nur Provokation ist.

    Danke für deine Gedanken zum Thema.

    Liebe Grüsse
    Alexandra

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